Der erste Alleinflug, ein Erlebnisbericht!

Der erste Alleinflug ist für jeden Piloten etwas ganz besonderes. Unsere Flugschülerin Minna Schmale hat für das Projekt „Frei“ der Luftsportjugend einen sehr schönen Bericht über ihren ersten Solo geschrieben, welchen Ihr hier lesen könnt:

____

Mein erster Alleinflug- ein unvergessliches Erlebnis

Vom ersten Moment an ist der Wunsch eines jeden Flugschülers der erste Alleinflug und auch schon damals, als ich gerade mit dem Segelfliegen anfing, hatte ich bei dem Gedanken, alleine in mehreren hundert Metern Höhe zu fliegen , ein Kribbeln im Bauch. Am 19.09.2020 war es schließlich so weit. Nach 68 Starts hatte ich meinen sogenannten Freiflug. Dieser Samstag verlief zu Anfang wie jeder andere. Ich erreichte den Flugplatz Melle bei strahlendem Sonnenschein gegen 13:00 Uhr. Gemeinsam räumten wir die Segelflugzeuge aus dem Hangar und checkten diese. Daraufhin wurde ich von einem unserer Fluglehrer gefragt, wie meine letzten Flüge verliefen. In diesem Moment konnte ich den Grund der Frage schon ahnen. Es standen die letzten Checkflüge vor mir, bei denen ich eine (nicht ganz unerwartete) Seilrissübung in 130 Metern Höhe hatte. Diese Flüge meisterte ich mit Bravour und bekam das OK.

Meine Anspannung stieg und ich war so nervös wie kaum jemals zuvor. Einer unserer Fluglehrer gab mir noch ein paar Hinweise und wir schoben die ASK 21 gemeinsam an den Start. Anschließend wurde der Steuerknüppel aus dem hinteren Cockpit entfernt. In der Zeit zog ich mir den Fallschirm an und jemand anderes entfernte das Spornkuller. Daraufhin setzte ich mich in das Cockpit und bin wie gewohnt den Startcheck durchgegangen, ,,Funkgerät eingeschaltet- Frequenz und Lautstärke geprüft? Trimmung eingestellt? Ruderkontrolle- alle Ruder freigängig? Startstrecke und Ausklinkraum frei? Prüfung der Windverhältnisse. Auf Startunterbrechung vorbereitet?“ und schloss die Haube. Doch ich war von meinen Gefühlen völlig überwältigt, sodass ich mich dazu entschloss, noch einmal auszuklinken und die Haube zu öffnen, woraufhin einer meiner Fliegerkameraden zu mir kam und ermutigende Worte zu sprach. Ich holte noch einmal tief Luft und schloss die Haube. Das Windenseil wurde wieder eingeklinkt. Danach lehnte ich mich zurück und ging den ganzen Flug in Gedanken durch. Ich fühlte mich bereit und hob meinen Daumen. Es gab kein Zurück mehr und ich trug die ganze Verantwortung. Mein Herz pochte und mein Puls stieg auf 180. Um 16:02 UTC hieß es dann: ,, ASK 21 einsitzig , am Restseil, startklar, Seil anziehen- Seil straff- fertigfrei“ Auf 500 Metern angelangt, klinkte das Windenseil aus. Ich nahm die Normalfluglage ein , klinkte dreimal nach, trimmte das Flugzeug aus und leitete schließlich den Querabflug ein.

Ich wusste nicht, dass mich ein so wundervolles Gefühl erwarten würde. Pure Stille, kein Fluglehrer der etwas auszusetzen hat. Nur ein leises Rauschen und der gülden schimmernde Glanz der Sonne um mich herum, die dem Horizont immer näher kam. Die Zeit verging wortwörtlich wie im Flug, denn schon kurze Zeit später musste ich in Richtung Position fliegen. In 200 Metern Höhe erreichte ich die Position und meldete mich: „D- 5422 an der Position, zur Landung auf Gras 09″. Ich konzentrierte mich voll und ganz auf die Landeeinteilung .Ich leitete in den Queranflug ein und leitete im Nachhinein in den Endanflug über. Ich zentrierte das Segelflugzeug auf die Centerline und setzte das um, was ich in den letzten vier Monaten mit Fluglehrer hinter mir lernte. Ich landete und nur wenige Minuten später war ich wieder in der Luft und flog zwei weitere Platzrunden, bei denen mir die Landungen besser gelingen als bei meinem ersten Flug. Der erste Alleinflug, ein atemberaubendes Ereignis voller Euphorie.

Am Abend wurde ich beglückwünscht und erhielt nach alter Tradition einen Strauß voller Brennnesseln und Disteln um mein Thermikgefühl zu wecken. Schweben im endlosen Raum. Mein langersehnter größter Traum ging an diesem Tag in Erfüllung. Eine Leidenschaft die nie verloren geht und ein Tag, den ich nie vergessen werde.

An dieser Stelle möchte ich einen großen Dank an alle Fluglehrer des SFC-Melle und des AC-Bünde, wie
auch an all meine Fliegerkameraden für die tatkräftige Unterstützung ausrichten.

Bericht: Minna Schmale

_____

Always Happy Landings!