Steriles Cockpit

Das sterile Cockpit ist eine Konzept, bei den sich Pilotinnen und Piloten in kritischen Phasen des Fluges nur aufs Fliegen konzentrieren.

Steriles Cockpit in der kommerziellen Luftfahrt

Das sterile Cockpit ist seit 1981 in der U.S. FAR 121.542/135.100 formalisiert und gilt damit genaugenommen nur für kommerzielle Operationen. Darin ist Folgendes festgelegt

  • kritische Phasen des Fluges:
    • alles am Boden (Preflight-Checks, Push-Back, Start-Up, Taxi, …)
    • alles für Start und Landung
    • alles unter 10.000 Fuß
  • Konzentration auf das Fliegen:
    • NICHT Essen
    • KEINE Durchsagen an die Passagiere, z.B.
      • KEINE Infos zu Anschlussflügen
      • KEINE Werbung
      • KEINE Ansagen zu Landmarken oder Sehenswürdigkeiten
    • KEIN Papierkram
    • KEINE privaten Unterhaltungen

Steriles Cockpit in der allgemeinen Luftfahrt

Nach einigen Vorfällen, sollten wir uns in der Allgemeinen Luftfahrt dieses Konzept auch zu eigen machen, denn wir haben es im Allgemeinen etwas schwieriger als die Profis:

  • keine Aufgabenteilung (PM/PF)
  • keine Flugverkehrskontrolle
  • ständiger und direkter Kontakt zu unseren Passagierinnen und Passagieren, denen wir nicht einfach die Tür vor der Nase zuschlagen können 😀

In der allgemeinen Luftfahrt bedeutet das sterile Cockpit : In kritischen Phasen nur Fliegen!

  • In kritische Phasen
    • Vorflugkontrolle
    • Rollen zum Start
    • Motor-Check und andere Checklisten
    • Starten
    • Fliegen in der Platzrunde
    • Kunstflug
    • Anmeldung und Einflug in kontrollierten Luftraum
    • Wechsel zwischen FIS-Sektoren
    • Anmeldungen an Flughäfen und -plätzen
    • Überfliegen von Flughäfen und -plätzen
    • Fliegen von Verfahren (z.B. (Practice-)ILS/VOR/NDB/RNAV-Approaches oder Departures, Holdings, Patterns, …)
    • Anflug auf einen Flughafen oder Flugplatz
    • Fliegen in der Platzrunde
    • Landen
    • Rollen zum Abstellplatz
  • nur Fliegen
    • Steuern und Bedienen des Flugzeuges in den Betriebsgrenzen
    • Luftraumbeobachtung und Kollisionsvermeidung
    • Navigation und Einhaltung des festgelegten Flugweges
    • Hören und Melden im Funk

In den kritischen Phasen sollte also Folgendes nicht vorkommen

  • KEIN Palaver mit den Passagierinnen und Passagieren – denn die sind im Rahmen unserer Checkliste  gebrieft und wissen, wie sie sich verhalten sollten
  • KEINE Selfies, Photos und keine Benutzung des Mobiltelefons
  • KEINE Gespräche mit anderen Crew-Mitglieder außer Abstimmung zum Fliegen, Checklisten und Callouts

Ausnahmen

Natürlich sind Passagiere und Passagierinnen und alle Personen an Bord eingeladen ständig die Augen offen zu Halten und wichtige Informationen an den Piloten oder die Pilotin zu geben. Diese wichtigen Informationen, die in das sterile Cockpit getragen werden müssen, können zu Beispiel sein

  • Kollisionsgefahr mit anderen Luftfahrzeugen oder Hindernissen
  • Ungewöhnliches am Flugzeug
    • Geräusche, Gerüche oder Vibrationen
    • Verlust von Öl, Treibstoff
    • Rauch im oder hinter dem Flugzeug
    • Beschädigungen
  • akute medizinische Notlagen (ob unmittelbar bevorstehendes Erbrechen dazu gehört, kann jeder Pilot und jede Pilotin für sich entscheiden…)

Hilfsmittel

Um das sterile Cockpit anzuwenden, stehen uns diese Hilfsmittel zur Verfügung

  • Informationen für Passagiere, die Gastflüge machen möchten
  • Checklisten, insbesondere
    • Hinweisschild für eine ungestörte Vorflugkontrolle
    •  Das Briefing für Passagiere (Informationen-Briefing PAX-DE)

Diese Hilfsmittel sind so angelegt, dass sie für Motorflugzeuge, ULs, Segelflugzeuge und Motorsegler funktionieren – und für alle diese Flugzeugtypen sollten wir auch das Konzept des sterilen Cockpits anwenden.

Hier sind noch ein paar Links zum Weiterlesen: