Außenlandungen im Segelflug – nichts Außergewöhnliches

Vereinfacht beschrieben, benutzen Segelflieger aufsteigende, warme Luft. Wenn sie in diesen Luftmassen fliegen, bzw. Kreise drehen, steigen die Flieger nach oben. Gänzlich ohne Motor. Somit kann ein Segelflieger völlig emissionsfrei Strecken von erfahrungsgemäß bis zu 1000km in Deutschland zurücklegen. Der Weltrekord liegt sogar bei etwa 3.008,8km. Nichtsdestotrotz kommt es dennoch ab und an mal vor, dass die Energie der Thermik nicht ausreicht und der Pilot des Segelflugzeuges gezwungen wird zu landen. Im Idealfall ist der Heimatflugplatz in Reichweite. Falls nicht, muss der Pilot eine Außenlandung auf einem anderen Flugplatz oder einem geeigneten Landefeld (bspw. Acker) ausführen. Wir bleiben mal am Beispiel des Ackers.

Um einen geeigneten Acker zu finden, spielt sich im Kopf des Piloten ein komplexer Prozess der Entscheidungsfindung ab. Bedacht werden mitunter die Beschaffenheit des Ackers, die Steigung, der Anflug, die Größe und Form und natürlich der Bewuchs. Natürlich ist jede Situation individuell unterschiedlich, doch grob lässt sich bezüglich des Bewuchses sagen: Braun (bspw. gegrubberter Acker) vor Grün (Gras). Grün vor Mais und Mais vor Getreide. Die Hintergründe erklären wir gerne in einem weiteren Beitrag.

Der Pilot fliegt stets so, dass jederzeit ein geeigneter Acker in Reichweite ist. Je nach Gleitzahl kann der Pilot die Situation etwa zehn Minuten vor der Landung erkennen und eine Außenlandung auf dem bereits festgelegten Acker in Erwägung ziehen. Etwa vier Minuten vor der Landung wird dann die finale Entscheidung zur Außenlandung getroffen. (Die Zeiten beruhen auf einer groben Berechnung und variieren stark situationsabhängig).
Natürlich ist das grundsätzliche Risiko einer Außenlandung auf einem Acker höher als bei einer normalen Landung. So „schlimm wie es aussieht“ ist es jedoch allemal nicht. Die Piloten sind sehr gut trainiert und eine Außenlandung gehört routiniert zum fliegerischen Alltag dazu. Der Unterschied zu einer Notlandung liegt darin, dass die Außenlandung auf keiner konkreten Notsituation beruht und vergleichsweise lange im Voraus geplant werden kann. Die Außenlandung wird während der Ausbildung ausgiebig und regelmäßig trainiert, teilweise kommt es auch zu echten Außenlandungen während der Ausbildung. Nach der Landung wird das Rückholteam verständigt, der Flieger abgerüstet, in einen Anhänger geladen und zurück zum Flugplatz gefahren. Von hier aus kann es erneut losgehen; in neue Welten und Galaxien, die noch nie ein Fußgänger zuvor gesehen hat.